Fortschritte messen und berichten
Im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) formuliert die Bundesregierung ihre Erwartungen an die Wirtschaft zur Achtung unternehmerischer Sorgfalt entlang der Wertschöpfungskette. Definiert in fünf Kernelementen:
- Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte
- Verfahren zur Ermittlung tatsächlicher und potenziell nachteiliger Auswirkungen auf die Menschenrechte
- Maßnahmen zur Abwendung potenziell negativer Auswirkungen und Überprüfung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen
- Berichterstattung
- Beschwerdemechanismus
Startpunkt: Was brauche ich?
- Nutzen Sie den erarbeiteten Aktionsplan und ihren Überblick über Prozesse und Maßnahmen, um Informationen zu bündeln, zu ergänzen und abzugleichen und Ihre Kommunikation neu auszurichten
Zielgruppe: Wer soll dabei sein?
- Alle Abteilungen, die Daten für Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbezogene Berichte und Website-Inhalte generieren, um vorhandenes Wissen/Daten zu erfassen
- Rechts- bzw. Compliance-Abteilung, um rechtliche Anforderungen abzudecken
- Personalabteilung, um Mitarbeitende intern abzuholen
- Kommunikationsabteilung, um externe Berichterstattung anzupassen
Ergebnis: Was ist das Ziel?
- Sie haben Prozesse etabliert, um die Effektivität von Maßnahmen im Unternehmen, bei Lieferanten und ggf. auch Kunden regelmäßig überprüfen zu können
- Sie kommunizieren die Ergebnisse intern und extern, um das eigene Team zu motivieren und nach außen zu zeigen, welche Ziele Sie erreicht haben bzw. noch erreichen wollen
Umsetzung systematisch überprüfen
Ihre Lieferanten sind wichtige Partner für Ihr nachhaltiges Lieferkettenmanagement. In der Regel lassen sich über das Lieferantenmanagement viele der von Ihnen identifizierten Nachhaltigkeitsrisiken direkt oder indirekt adressieren. Konkret geht es darum, die Wirkungsmessung Ihrer Maßnahmen aus Prozessphase 3 um die Lieferantenbewertung zu ergänzen.
Grundverständnis: Worauf sollte ich achten?
Verschiedene Formate bei der Fortschrittsmessung Ihres Lieferantenmanagements sind möglich. In der Regel liefert ein Verhaltenskodex/Code of Conduct die Grundlage. Diesem folgt die Selbsteinschätzung des Lieferanten entlang der Kriterien des Verhaltenskodex und/oder die Auditierung von Lieferanten. Werden Missstände festgestellt, werden Korrekturmaßnahmen festgelegt. Diese umfassen üblicherweise kurzfristige Maßnahmen und einen langfristig angelegten Kompetenzaufbau. Für Fälle, in denen Missstände gravierend sind, wird ein Eskalationsprozess definiert, an dessen Ende der Abbruch der Lieferantenbeziehung steht.
Umsetzung: Wie gehe ich vor?
Informieren Sie Ihre Lieferanten über Ihre Erwartungen
- Neben dem (überarbeiteten) Verhaltenskodex sollten Sie auch kommunizieren, wie Sie vorgehen, wenn Lieferanten Vorgaben nicht einhalten, wie Ihr Unternehmen Lieferanten unterstützen kann und welche Vorteile das Engagement für Lieferanten haben kann. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Anforderungen transparent und sichtbar kommunizieren. Ebenso sollten Sie es Lieferanten ermöglichen, Fragen zu stellen.
Priorisieren Sie Lieferanten, die Sie eingehender überprüfen wollen
- Nutzen Sie dafür die Ergebnisse Ihrer Risikoanalyse. Gibt es auf Länder- oder Branchenebene bestimmte Nachhaltigkeitsrisiken? Ergeben sich diese aus der Geschäftstätigkeit des Lieferanten? Sind bestimmte Lieferanten beispielsweise aufgrund des Einkaufsvolumen besonders relevant? Lieferanten mit höherer Priorität sollten Sie vertieft überprüfen.
Holen Sie in einem ersten Schritt eine Selbstauskunft von Ihren Lieferanten ein
- Hierbei wird ein Fragebogen entwickelt und an alle priorisierten Lieferanten geschickt, der darauf abzielt, das Lieferantenverhalten hinsichtlich Ihres Verhaltenskodex und ggf. weiteren Branchen- und Nachhaltigkeitsstandards einzuholen.
Überprüfen Sie (stichprobenartig) die Angaben der Selbstauskunft eines Lieferanten z.B. bei Besuchen von Unternehmensvertretern oder eigenen Audits
- Bei ausgewählten Lieferanten mit erhöhtem Risikopotenzial kann zusätzlich zur Lieferantenselbstauskunft eine Überprüfung vor Ort sinnvoll bzw. notwendig sein. Sollte Ihr Unternehmen nicht über die nötigen Kapazitäten für Vor-Ort-Besuche oder eigene Audits verfügen, kann der Lieferant aufgefordert oder verpflichtet werden, ein Audit durch einen unabhängigen Auditor durchführen zu lassen und anschließend den Auditbericht bzw. die Zertifizierung zu übersenden. Da dies aber zeitaufwendig und kostspielig ist, sollten Sie genau überlegen, wo dies begründet notwendig ist.
Werten Sie die Ergebnisse aus.
- Diese sollten in die Lieferantenbewertung einfließen und gegenüber Lieferanten kommuniziert werden: Weicht die Leistung der Lieferanten von den Vorgaben Ihres Verhaltenskodex ab, sind Maßnahmen zu initiieren. Grundsätzlich sind drei Pfade üblich:
- Korrekturmaßnahmen: Machen die Ergebnisse der Selbstauskunft oder des Audits sichtbar, dass bei einem Lieferanten Verbesserungspotenziale oder sogar Verstöße vorliegen, sollte Ihr Unternehmen prüfen, ob es gemeinsam mit dem Lieferanten einen konkreten Maßnahmenplan entwickeln und darüber hinaus bei der Umsetzung unterstützend wirken kann. Grundsätzlich sollten Korrekturmaßnahmenpläne inhaltlich und zeitlich klar definierte Ziele festschreiben sowie eindeutige Indikatoren zwecks Überprüfung.
- Lieferantenentwicklung: Um die Lieferkette zu verbessern, ist es langfristig am wirksamsten, entsprechende Fähigkeiten bei den Lieferanten aufzubauen. Sie befähigen so Ihre Lieferanten, die Erwartungen der Abnehmer zu erfüllen. In diesem Sinne sollten Sie prüfen, welche internen Informationsmaterialen Sie Lieferanten bereitstellen oder welche externen Quellen Sie weitergeben können. Des Weiteren sollten Sie überlegen, ob Sie Schulungsmaterialien an Ihre Lieferanten weitergeben oder diese ggf. selbst schulen können. Unter Umständen bieten sich auch Fachgespräche zu speziellen Themen an, die Sie selbst organisieren. Eine Alternative wäre es, auf Webinare oder andere Online-Schulungsangebote zu verweisen. Darüber hinaus können Sie (lokale) Initiativen, Verbände, Expertinnen und Experten sowie NGOs einbinden.
- Eskalationsprozess: Haben Sie schwerwiegende Verstöße bei Lieferanten identifiziert oder weigert sich ein Lieferant, ein wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen, müssen Sie rasch handeln. Dies können Gespräche mit dem Lieferanten, vorläufige Einkaufsstopps, Strafzahlungen und Ähnliches sein. Stellen Sie sicher, dass im Unternehmen alle diesen Prozess mittragen und Ihre Zulieferer, zumindest grundlegend, über diesen Prozess informiert sind. Möglicherweise können bestehende Prozesse aus dem Qualitätsmanagement als Grundlage genutzt werden.
Weiterführende Informationen zum Aufsetzen eines Verhaltenskodex, der Lieferantenbewertung und Folgemaßnahmen wie dem Kompetenzaufbau finden Sie im Leitfaden „Nachhaltiges Lieferkettenmanagement für mittelständische Unternehmen in der chemischen Industrie“. Dieser enthält branchenübergreifend relevante Prozessinformationen.
Im Leitfaden „Nachhaltiges Lieferkettenmanagement in der Praxis“ finden Sie Unternehmensbeispiele zum Umgang mit Lieferanten.
Das Portal „Siegelklarheit“ hilft Ihnen einzuschätzen, wofür Nachhaltigkeitsstandards stehen, die Ihre Lieferanten als Nachweis für Ihr Nachhaltigkeitsengagement liefern. In Kürze wird Ihnen zudem hier eine interaktive Anwendung zur Verfügung stehen, mithilfe der Sie die Vorgaben von Siegeln und Zertifikaten mit den Anforderungen an unternehmerische Sorgfalt und ausgewählten Umwelt- und Sozialkriterien abgleichen können.
Fortschritte intern kommunizieren
Es ist wichtig, Ihre Mitarbeitenden über den implementierten Managementansatz und die erzielten Fortschritte zu informieren. So motivieren Sie die eigene Belegschaft, das nachhaltige Lieferkettenmanagement kontinuierlich zu verbessern. Nutzen Sie dafür die Kommunikationskanäle, die Sie auch für die Kommunikation von anderen Personal- oder Nachhaltigkeitsthemen verwenden und entwickeln Sie diese ggf. weiter.
Umsetzung: Wie gehe ich vor?
Sammeln Sie Informationen aus den vorangegangenen Prozessphasen und Arbeitsschritten, insbesondere die Ergebnisse der Wirkungsanalyse Ihrer Maßnahmen
- Beziehen Sie sich insbesondere auf die Ergebnisse der Wirkungsanalyse Ihrer Maßnahmen. Lassen Sie aber auch Ihre Ergebnisse der Lieferantenbewertungen einfließen, um ein umfassendes Bild zu bekommen. Diskutieren Sie die Ergebnisse und Erkenntnisse mit Kolleginnen und Kollegen. Welche der umgesetzten Maßnahmen haben gut funktioniert, welche nicht? Welche Ziele und Prozesse sollten angepasst werden?
Wählen Sie Formate für die interne Kommunikation aus
- Bei der internen Kommunikation bedarf es häufig keiner grundsätzlichen Überarbeitung der Kommunikationsformate. Interne Newsletter, das Intranet oder ähnliche Kommunikationskanäle, die Sie bereits für den internen Austausch nutzen, eignen sich auch für die Kommunikation Ihrer Nachhaltigkeits-Performance.
Prüfen Sie, welche Informationen Sie mit welcher Absicht kommunizieren wollen
- Wichtig ist, dass Sie zwischen Formaten der einseitigen Kommunikation (reine Übermittlung von Informationen) und jenen der zweiseitigen Kommunikation (Austausch) unterscheiden.
Fortschritte extern kommunizieren
Um der vermehrten Nachfrage nach Informationen zu Nachhaltigkeitsrisiken in der Wertschöpfungskette gerecht zu werden, sollten Sie extern über Ihre Aktivitäten im nachhaltigen Lieferkettenmanagement kommunizieren. Es muss sich dabei nicht immer um eine formale Berichterstattung handeln. Auch die Kommunikation mit externen Akteuren, beispielsweise mit Ihren Lieferanten und dessen Mitarbeitenden, kann Ihnen dabei helfen, Ihre Fortschritte, Ziele und Erwartungen zielgerecht zu kommunizieren. Gleichzeitig schaffen Sie durch die direkte Kommunikation mit Stakeholdern „auf Augenhöhe“ eine wichtige Vertrauensbasis.
Umsetzung: Wie gehe ich vor?
Legen Sie Zielgruppen und Inhalte fest
- Gerade als kleineres Unternehmen sollten sie entscheiden, ob Sie formal und breit berichterstatten möchten oder ob es um die gezielte Ansprache von externen Akteuren geht. Bei der formalen Berichterstattung sind Zielgruppen und damit auch Inhalte breiter.
- Bei der gezielten Ansprache können beispielsweise (potenziell) Betroffene über Präventionsmaßnahmen informiert werden oder über Möglichkeiten, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten.
Wählen Sie Kommunikationskanäle aus
- Zentrale Kommunikationskanäle sind Ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung oder Ihr Jahresbericht. Auch Unternehmensgrundsätze, Richtlinien oder Ihre Webseite sind wichtige Formate für die Kommunikation nach außen. Nutzen Sie auch direkte Gespräche mit Ihren Kundinnen und Kunden sowie Ihren eigenen Lieferanten.
- Je nach Zweck können Schwerpunkte gesetzt werden; beispielsweise können (potenziell) Betroffene über Präventionsmaßnahmen informiert werden oder über Möglichkeiten, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten.
Bestimmen Sie ein Berichtsformat für die formelle Berichterstattung
- Bei der externen Kommunikation sollten Sie zunächst überlegen, ob Sie eigenständig oder integriert in bestehenden Formaten über Ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten möchten.
- Relevante bestehende Formate sind beispielsweise Nachhaltigkeits- oder Jahresberichte. Menschenrechtliche- und Umweltthemen werden in Berichterstattungsstandards wie den Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) oder dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) bereits abgebildet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Nachhaltigkeitsberichten, die von Unternehmen selbst erstellt werden, bietet sich außerdem die Gemeinwohl-Bilanz als Format an, bei dem sich Unternehmen auch gegenseitig bilanzieren oder externe Prüfer heranziehen können. Diese Art der Berichterstattung ist somit besonders transparent. Menschenrechtliche Themen können aber auch separat in einem eigenen Bericht behandelt werden.
Erstellen Sie die Berichtsinhalte und beschreiben Sie zentrale Elemente Ihres nachhaltigen Lieferkettenmanagements
- Sehen Sie die Berichterstattung, wie auch die anderen Prozessphasen, als Prozess an, den Sie im Zeitverlauf weiter beschreiten.
- Berichten Sie über Ihre zentralen Stufen der Wertschöpfungskette, welche Nachhaltigkeitsrisiken auf den jeweiligen Stufen zentral sind.
- Im Sinne der Transparenz sollten Sie offenlegen, bis in welche Wertschöpfungskette Sie Risiken ermittelt haben. Stellen Sie dar, welche Maßnahmen Sie umsetzen oder planen umzusetzen, um Risiken zu adressieren.
Umgang mit Berichtspflichten
Externe Kommunikation kann bzw. muss auch im Rahmen von Berichtspflichten geschehen werden – je nach Unternehmensgröße und anderen Kriterien. Auch wenn Ihr Unternehmen nicht unter das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz fällt, kann es sein, dass Sie trotzdem von diesen indirekt betroffenen sind. Viele Großunternehmen fordern im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung von ihren Lieferanten gezielte Informationen. Es ist daher sinnvoll, sich mit Berichtsanforderungen vertraut zu machen und diese nicht als Pflicht, sondern als Handreichung zu betrachten.
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) bietet Unternehmen einen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der „Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ liefert eine Hilfestellung unter anderem zur Frage der Wertschöpfungsketten-bezogenen Berichterstattung.
Der Leitfaden „Der NAP Wirtschaft und Menschenrechte im Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ bietet Hilfestellung für Unternehmen, die über menschenrechtliche Sorgfaltspflichten im Rahmen einer DNK-Erklärung berichterstatten möchten.
Das „UN Guiding Principles Reporting Framework“ ist ein Berichtsrahmen für Unternehmen, die in Übereinstimmung mit den VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte berichten wollen. Es besteht aus einer Reihe von Fragen, die sich Unternehmen stellen sollten, um sich ihrer Verantwortung für Menschenrechtsthemen bewusst zu werden, sowie Empfehlungen zu Prozessen. Sie können sich diesen Fragen schrittweise annähern.
Die Global Reporting Initiative (GRI) unterstützt Unternehmen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und gilt als international anerkanntes Rahmenwerk für transparente und zugängliche nichtfinanzielle Berichterstattung.
Weiter mit Phase …
Herzlich Willkommen,
haben Sie Fragen?
Schreiben Sie uns eine E-Mail:
helpdeskwimr@wirtschaft-entwicklung.de
Rufen Sie uns an:
+49 30 7262 17 1062